Süssstoffe: Experten warnen vor negativen Auswirkungen auf den Obstverzehr

Autor/in: Dr. oec. troph. Christina Bächle, Redaktion: Dr. Bertil Kluthe
© Kluthe-Stiftung Ernährung und Gesundheit

Die Professorin für Ernährung und Bevölkerungsgesundheit Dr. Susan Jebb warnt vor einer Änderung der Geschmackswahrnehmung durch regelmässigen Süssstoffverzehr. Diese betrifft insbesondere Kinder und kann dazu führen, dass die natürliche Süsse von Obst nicht mehr wahrgenommen wird.

Künstliche Süssstoffe wie Saccharin, Aspartam und Cyclamat sind bis zu 13.000mal süsser als herkömmlicher Haushaltszucker, aber (nahezu) kalorienfrei. Dies macht sie zu idealen Helfern für Menschen, die ihr Gewicht kontrollieren oder reduzieren wollen, ohne auf Süsses zu verzichten.

Im Rahmen einer Diskussionsrunde auf dem „Cheltenham Science Festival“ würdigte Prof. Dr. Susan Jebb von der Universität von Oxford die Verdienste von Süssstoffen wie Aspartam in Bezug auf die Gewichtsreduktion

Doch nicht alle Menschen profitieren vom Ersatz von Zuckerhaltigem durch Varianten mit Süssstoff, warnte Jebb; Langfristig und für Menschen, die nicht abnehmen wollen, sei der regelmässige Konsum von mit Süssstoff gesüssten Lebensmitteln und Getränken nicht ratsam

Jebb weiter. „Denn mit der Zeit gewöhnen wir uns an die extreme Süsse energiereduzierter Produkte und das Verlangen nach ähnlich süssen Lebensmitteln steigt. Zugleich wird die natürliche Süsse von Früchten nicht mehr wahrgenommen, was möglicherweise zu einem Rückgang des Obstverzehrs führen kann.“ Betroffen hiervon seien insbesondere Kinder!

Einer der Gründe, weshalb wir uns damit abmühen müssen, dass Kinder gerne Früchte essen, ist zum Beispiel, dass sie deren köstliche Süsse nicht mehr wahrnehmen, wenn sie sich an den übermässigen, intensiven süssen Geschmack von zugesetztem Zucker oder Süssstoffen angepasst haben.“ Dies lässt sich beispielsweise beobachten, wenn Kindern fertiger Fruchtjoghurt angeboten wird. „Wenn Sie ihrem Kind ständig zuckerfreie, aber stark gesüsste Getränke geben, beginnen sie immer mehr zu denken, dass Essen so schmeckt. Es gibt viele Kinder, die nichts trinken, was nicht gesüsst ist. Das ist ein grosses Problem„, gab Jebb zu bedenken.

Erfreulicherweise sei die Veränderung des Geschmackssinns durch stark gesüsste Lebensmittel vollständig reversibel

Dieser Prozess dauere aber mehrere Wochen und sei nicht einfach. Jebbs Tipp: Aktiv nach bitter schmeckenden Lebensmitteln Ausschau zu halten, kann die Entwöhnung erleichtern