60 was heisst das schon!

Gelassenheit, Glück und Liebe entwickeln sich zum Besseren, auch die sogenannte kristalline Intelligenz: Viele aktuelle Studien nehmen dem Alter seinen Schrecken.

Nicht alles am Älterwerden ist schlecht. Eine Vielzahl aktueller Studien entwirft ein neues, differenziertes Bild vom Leben jener Menschen, die früher einmal Senioren hiessen. Sie haben ein langes, erfülltes Leben vor sich – wenn sie Sport treiben und auch ihren Geist trainieren.

Nie zuvor in der Geschichte konnten so viele Menschen ab 60 so viel erleben, neu lernen und gesund altern. Wer 1957 geboren wurde, der hatte zunächst eine Lebenserwartung von 65,85 Jahren. Ein Leben nach der Arbeit? Darauf war kaum zu hoffen. Haben diese Menschen jedoch erst mal die 60 erreicht, bleiben ihnen heute im Schnitt noch mehr als 20 Jahre. Jedes weitere erreichte Jahrzehnt erhöht die Chancen, noch länger zu leben.

Doch was bloss ist mit den gewonnenen Jahren anzufangen? Sie mit Leben füllen,

bestenfalls mit Freundschaften, Musik, Sport und Liebe – wie Psychologen und Altersforscher aus ihren Untersuchungen kürzlich wieder belegt haben

Die Haut mag schlaffer werden, das Haar schütterer – was sich dafür bei älteren Menschen mehrt, sind «Gelassenheit, das Verlangen nach Harmonie und emotionaler Stabilität ebenso wie die Fähigkeit, zu vermitteln und zu moderieren. Ab 60 werden Menschen gutmütiger und gehen entspannter mit schwierigen Situationen um 

Den Geist fit halten

Wer glaubt, im Alter würden wir nur "tüddeliger", irrt. Obwohl das Gehirn in der Tat deutlich abbaut. Mit der Zeit verliert es an Masse, die Zahl der Hirnzellen nimmt ab, ihre Schutzschicht wird dünner und die Nervenverbindungen funktionieren schlechter, genau wie die chemische Signalübertragung. Lernen fällt schwerer. Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionszeiten nehmen ab.

Eine Ausrede, sich gehen zu lassen, ist das nicht. Das Gehirn ist bis ins hohe Alter trainierbar, da ausgefallene Nervenverbindungen von anderen übernommen und sogar neue Zellen gebildet werden. Erst im Januar hatten Hirnforscher festgestellt: Das Gehirn ist zwar schon bei Dreijährigen nahezu ausgewachsen, kann aber bis ins Alter von ungefähr 50 noch um ein Prozent an Volumen Übrigens wachsen auch Ohren und Nase ein Leben lang.

Auch das Gehirn will trainiert werden

Psychologen sind überzeugt: Der Geist schärft sich mit dem Alter – zumindest in gewisser Hinsicht. Neben der «fluiden Intelligenz», also etwa einer schnellen Auffassungsgabe und einem guten Gedächtnis, besitze der Mensch eine «kristalline Intelligent» , sie beruht auf Übung, setzt Gelerntes in Beziehung und wird kulturell beeinflusst. Zu ihr zählen das verbale Ausdrucksvermögen, Fachwissen und soziale Kompetenz.

Während die fluide Intelligenz ab etwa 25 Jahren zurückgeht, entfaltet sich die kristalline erst richtig. Mit 60 ist sie so ausgeprägt wie nie. Zwar kann sie später wieder abnehmen, aber mancher hat Glück und bleibt davon verschont 

Ob diese Jahre gesund und fröhlich verlaufen, hängt von vielem ab. Wissenschaft allein kann hier nicht helfen. Sicherlich aber ein paar gute Wünsche.

 

Training im Alter? Ich kann Ihnen sagen, welches Fitnesscenter zu welchen Menschen passt.

Neugierig sein, Neues lernen

Den Geist kann man also noch im Alter nähren. Etwa, indem man Kurse besucht, einem Chor beitritt oder ein Musikinstrument lernt.

Je früher Menschen ein Instrument beherrschen, desto besser für die Hirnleistung. Noten lernen, gleichzeitig lesen und dabei in das Saxofon pusten oder die Basssaiten schlagen – das erfordert viel Koordination und Konzentration. «Eine musikalische Ausbildung in der Kindheit schafft neue neuronale Verbindungen, die ein Leben lang halten und später geistigem Verfall vorbeugen», sagt die Neuropsychologin Brenda Hanna­-Pladdy von der Emory University in Atlanta.

Auch im Alter hilft Musik, das Gehirn fit zu halten. Wie wirksam Klavierspielen sein kann, hat die Musikprofessorin Jennifer Bugos von der University of South Florida in Tampa an 60- bis 85-Jährigen erforscht, die Klavierstunden nahmen: Nach nur sechs Monaten waren sie weniger vergesslich, sprachen flüssiger und konnten Informationen besser verarbeiten als jene, die keinen Unterricht hatten (Aging & Mental Health: Bugos et al., 2007). .

Mit 60 fit wie 40

Und – jeder weiss es – auch Bewegung weckt Glückshormone. Zwar verliert der Körper mit der Zeit mehr Knochensubstanz, als er aufbaut, die Knorpel schrumpfen, Gelenke werden steifer, Lungenkapazität und Muskelfasermasse nehmen ab. Sogar das Herz verliert an Kraft, die Sehfähigkeit verschlechtert sich, das Gleichgewicht schwindet. Doch ein Grund, sich bloss noch an einen See zu setzen und Enten zu füttern, ist all das nicht.

Viel besser: mit Sport gegensteuern. Training hält nachweislich jung.

 

So können ältere Athleten physisch jünger sein als Gleichaltrige, die keinen Sport treiben. 

Wer Gewichte stemmt, baut Muskeln auf, die genauso kräftig sind wie die Jüngerer.

Muskeln, die wenig beansprucht werden, sterben dagegen mit zunehmendem Alter ab oder verkümmern. Wer viel sitzt, gehe das Risiko ein, mit 80 Jahren bis zu 40 Prozent der Fasern verloren zu haben.

Wie man das aufhalten kann? Durch Spazieren gehen, noch besser Walken. Am allerbesten ist Joggen – darauf hatten kleinere Studien zuletzt hingedeutet 

Mit etwas Training kann selbst ein 60-Jähriger körperlich noch als 40-Jähriger durchgehen. Nur das Tempo lässt beim Laufen nach. 

Also: Loslaufen und fröhlich sein. Denn auch davon sind manche Forscher überzeugt, wer sich auf's Alter freut, bleibt länger gesund! 

Achtung: stets in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt 

Die 60 erreicht – was kann da noch kommen?

Und dann ist da noch die Liebe. Verheiratete haben einen Vorteil. Sie sind meist gesünder und zuversichtlicher, vor allem wenn sie noch häufig den Kontakt zueinander suchen. Worin frisch Verliebte dies noch übertreffen, ist doch das Mass an Frohsinn und Entspannung noch intensiver vorhanden. Ob das im Alter ebenso gut funktioniert wie in jungen Jahren, wird noch debattiert. Ziemlich sicher ist: Liebe verleiht Kraft, unter den "Über-60-Jährigen" gibt es so viele Partnerschaften, wie nie zuvor. Dabei verlieben sich manche in jemanden, der schon immer Teil ihres Lebens war, andere treffen jemand neues. 

Zwar ist die «Genese des Alters noch immer ein Rätsel», wie der Arzt und Schriftsteller Jerome Groopman kürzlich festhielt. Vieles beeinflusst den Verfall des Körpers, zahlreiche Faktoren bestimmen, wie schnell ein Mensch altert. Doch es gibt selbst mit 60 noch Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit auf ein langes, gesundes Leben zu erhöhen – wenn man auch nicht darauf zählen kann, dass sie funktionieren.

Vitalstoffe im Alter

Unser Bedarf an bestimmten Vitalstoffen richtet sich auch nach unserer individuellen Lebenssituation. Es gibt immer wieder besondere Umstände, die unseren Bedarf an bestimmten Vitalstoffen erhöhen. Das gilt für starken Stress ebenso wie in der Schwangerschaft oder eben mit zunehmendem Alter.