Anteil der fettleibigen Menschen steigt rasch

Der Anteil fettleibiger Menschen an der Weltbevölkerung steigt rasch – vor allem unter Kindern. Laut einer aktuellen Studie hat sich der Prozentsatz fettleibiger Menschen von 1980 bis 2015 in mehr als 70 Ländern verdoppelt. In Deutschland hat sich die Zahl der adipösen Menschen sogar verdreifacht

Weltweit sind Forschern zufolge mehr als zwei Milliarden Menschen übergewichtig oder gar fettleibig - mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Eine Studie zeigt nun, dass der Anteil fettleibiger Menschen an der Weltbevölkerung rasch gestiegen ist - vor allem unter Kindern. Demnach hat sich der Prozentsatz fettleibiger Menschen von 1980 bis 2015 in mehr als 70 Ländern verdoppelt, in den meisten anderen Staaten sei er zumindest stetig nach oben gegangen, schreibt das internationale Forscherteam im „New England Journal of Medicine“.

Eines der schwierigsten Gesundheitsprobleme der Gegenwart

Nach Angaben von Forschern des beteiligten Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) in Seattle waren im Jahr 2015 rund 2,2 Milliarden Menschen zumindest übergewichtig - das entspricht etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung. „Übermässiges Körpergewicht ist eines der schwierigsten Gesundheitsprobleme der Gegenwart und betrifft fast jeden dritten Menschen“, sagt Erstautor Ashkan Afshin vom IHME.

Ein Viertel der Deutschen adipös

Nach den jüngsten von 2008 bis 2011 erhobenen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) haben in Deutschland zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen Übergewicht. Ein Viertel der Erwachsenen ist adipös - Tendenz steigend. Die Zahl der adipösen Menschen hat sich laut der Studie zwischen 1975 und 2014 verdreifacht. Bei den Kindern und Jugendlichen waren zuletzt rund 16 Prozent übergewichtig und 6,3 Prozent adipös, 50 Prozent mehr als in den 80er und 90er Jahren.

Zumindest bei den Kindern gebe es einen ersten Hoffnungsschimmer: Der Anteil Übergewichtiger bei den Einschulungsuntersuchungen sei seit einigen Jahren stabil, in einigen Bundesländern wie etwa Thüringen sogar rückläufig, sagt der Ernährungswissenschaftler Helmut Heseker von der Universität Paderborn. „Die Eltern sind da wohl ein bisschen sensibler geworden“, erklärt Heseker, der zugleich Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist. Gerade für Kinder und Jugendliche sei Übergewicht wegen der massiven Langzeitfolgen fatal.

Bei den Erwachsenen sei vor allem die Entwicklung problematisch, dass zwar die Zahl der leicht Übergewichtigen (BMI 25-30) inzwischen stagniere, die Dicken aber immer dicker würden. „Wer mit 40 Jahren adipös ist, hat statistisch eine um fünf bis acht Jahre reduzierte Lebenserwartung.“ Zudem litten solche Menschen meist viele Jahre an chronischen Krankheiten.

2015: Vier Millionen Todesfälle wegen Übergewicht

Der aktuellen Studie zufolge starben 2015 weltweit etwa vier Millionen Menschen an den Folgen ihres sehr hohen Gewichts. Todesursachen waren in zwei Dritteln der Fälle Herz-Kreislauferkrankungen. Es folgten Diabetes mit rund 15 Prozent sowie chronische Nierenerkrankungen und Krebs mit jeweils unter 10 Prozent

 

 

Vor einem Jahr war eine Studie im Fachblatt "The Lancet" zu einer etwas unterschiedlichen Zahl von Fettleibigen gekommen. Demnach zählten 2014 gut 640 Millionen Menschen ab 18 Jahren dazu - 266 Millionen Männer und 375 Millionen Frauen. Solche weltweiten Berechnungen beruhten auf einer Kombination von Studien, deren Daten dann hochgerechnet würden, sagt Frank Rühli vom Institut für Evolutionäre Medizin der Universität Zürich, Ko-Autor der "Lancet"-Veröffentlichung. "Das ist immer etwas unsicher."

Dennoch spiegeln die zunehmenden Zahlen einen wichtigen Trend wider, so Rühli. "Das ist insbesondere bei Jugendlichen ein Problem", sagt er. Es gebe heutzutage mehr Möglichkeiten, übermässig Kalorien aufzunehmen, gleichzeitig sinke bei vielen Menschen der Energieverbrauch.

Die Lebensmittelindustrie trägt eine gehörige Mitschuld an der globalen Adipositas-Epidemie. In Deutschland sind drei Viertel der Lebensmittel, die mit Comics und Spielzeugbeigaben an Kinder vermarktet werden, zu süss, zu fettig, zu salzig. Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk ist überzuckert. Wir brauchen endlich Beschränkungen der an Kinder gerichteten Lebensmittelwerbung, eine bessere Nährwert-Kennzeichnung und eine Zuckerabgabe für Getränkehersteller nach britischem Vorbild.“

Oliver Huizinga von foodwatch

Quelle 2017 : Foodwatch; Barfi; welt

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